Gestern am 5.9.2020 hatte ich die Ehre meinen guten Freund Armin bei der Abholung seines neuen eGolf in der Gläsernen Manufaktur in Dresden zu begleiten. Wer schonmal einen Tesla abgeholt hat weiß – bei Tesla läuft das sehr unspäktakulär. Ich habe mein Model 3 damals in Stuttgart in einer notdürftig ausgestatteten Halle übernommen. Die Fahrzeuge standen zum Teil davor auf einer Wiese. Platz war keiner, und die Übergabe erfolgte zügig von einem Mitarbeiter, der zeitgleich noch 2 andere Kunden betreute.
Bei VW ist das anders. Die Gläserne Manufaktur ist beeindruckend.

Die Übergabe des Fahrzeugs quasi ein Spektakel mit Videoshow und Inszenierung auf einer Drehbühne. Wirklich cool.
Doch das eigentliche Abendheuer ist natürlich nicht die Übergabe – Nein, die Überführung zurück nach Karlsruhe.
Als erfahrener Tesla- Fahrer habe ich Probleme wie „Reichweitenangst“ oder Ladesäulensuche bisher eigentlich nicht erlebt. Selbst Fahrten an den Gardasee waren unspektakulär.
Wir bekamen das Auto also gegen 13 Uhr übergeben. Als Ausstattung liegt im Kofferraum ein „Notladekabel“, das mit 10 A also 2,4 kW laden kann. Ein Typ2-Ladekabel gehört dabei nicht zum Lieferumfang. Kurzes Nachdenken zeigt schnell, daß damit die Heimfahrt von 550 km nicht zu schaffen ist. Die Dame die die Übergabe macht fragt uns dann nur, ob wir wirklich heute noch am Stück zurückfahren wollen. Wir entgegnen natürlich: „Klar – der eGolf hat ja 250 km Reichweite – also 2 Ladestops á 40 min laut Prospekt“. Es kam nur ein lächeln. Und ja, selbstverständlich hatten wir bereits mit 3 Stops geplant.
Wir fuhren dann also los. Nach 100 km dann der erste Ladestop bei Lidl in Limbach-Oberfrohna auf der Strecke. 38 in laden – 16,27 kWh drin. Ja, wir hätten nicht bis 98% laden „müssen“, waren aber noch nach dem ersten rumspielen essen holen, und somit dann bei diesem Wert. Man muss aber hier schon sagen, daß wir solche Ladeleistungen auf dem Rest der Strecke nicht mehr erreicht haben.

Alle weiteren Stops waren deutlich länger, und die Ladeleistung hat immer mehr abgenommen.
Insgesamt haben wir 4 mal nachgeladen.
- Lidl in Limbach-Oberfrona – 38 min – 16 kWh
- Kaufland Münchberg – 55 min – 22 kWh
- Kaufland Wendelstein – 1:10 min – 20 kWh
- Kaufland Crailsheim – 1:26 min – 22,5 kWh
Man sieht hier sehr gut, wie mit zunehmender Fahrt die Ladeleistung immer weiter zurückgegangen ist. Soweit ich jetzt gelesen habe, ist das Problem der warm werdende Akku, der dann ein schnelles Laden verhindert.
Beim letzten Stop war es dann bereits nach 22 Uhr, und wir waren überrascht, daß Kaufland die Ladung tatsächlich zu Ende laufen ließ, so daß wir dann um 22:30 weitergefahren sind.
Wir hatten bei den benutzen Schnelladern gluck, daß diese bis auf einen tatsächlich frei waren, und auch funktioniert haben. Denn ein laden an Typ 2 wäre mangels Kabel nicht möglich gewesen, und bei einer Ladeleistung von maximal 7,4 kW bei AC-Ladung auch nicht wirklich sinnvoll.
Mein Fazit:
Der eGolf ist ein tolles Auto. Ja, man kann damit eine Strecke von 550 km fahren. Aber man wird die Strecke ohne Erfahrung mit Lademöglichkeiten kaum schaffen. Und ohne ein Typ2-Kabel wird man auf Dauer sicher auch nicht auskommen.
Wichtig ist dabei, daß man sich für eine solche Strecke bereits entsprechende Lademöglichkeiten an 50kW Schnellladern zurechtlegt. Wir hatten die Schnelllader der Discounter auf der Strecke benutzt. Kommerzielle Lademöglichkeiten hätte es auch gegeben, diese hätten uns aber keinen wirklichen Zeitvorteil gebracht und ich hatte bisher mit den Ladern an Autobahnraststätten Samstag Abends keine allzu guten Erfahrungen gemacht. Häufig sind diese von LKWs blockiert oder defekt.